Algenwachstum auf Fassaden
Als Energieberater und Sachverständiger werde ich immer häufiger mit den „schwarzen Flecken oder „schwarzen“ Flächen über Fenstern oder an Fassaden konfrontiert. Es gibt Beschwerden über das mikrobielle Wachstum auf Außenwandfassaden, meist über Fenstern im Bereich der Rollladenkästen.
Diese Fläche über gekippten Fenstern belegt, dass auch das Lüftungsverhalten der Bewohner einen Einfluss auf dieses Wachstum haben kann. Meist zeichnet sich aber auch der Deckenverlauf der tragenden Konstruktion auf der Außenwand ab. Die Wirkung von Wärmebrücken ist hier dann deutlich zu sehen. Die etwas höhere Temperatur an der Oberfläche der Wand bewirkt in einem schmalen Bereich eine Unterbrechung des großflächigen Pilzwachstums. Dieses Wachstum tritt größtenteils in den ersten Jahren nach der Sanierung der Fassade auf und führt erwartungsgemäß zu Anrufen der Bauherrschaft und Mängelanzeigen gegenüber dem ausführenden Handwerker.
Dämmung der Außenwand mittels eines Wärmedämmverbundsystems und später treten diese optischen Mängel auf. Nicht schön sowohl für den Eigentümer als auch für den Ausführenden.
Woher kommt nun diese Erscheinung.
Das erhöhte mikrobielle Wachstum auf heutzutage mit 14 bis 18 cm dick gedämmten, der Witterung ausgesetzten Außenbauteilen ist vor allem eine Folge von höheren Feuchtelasten auf der Oberfläche der Außenwand und den daraus resultierenden günstigen Wachstumsbedingungen. Neben der Schlagregenauffeuchtung tritt eine Betauung in den Morgenstunden infolge der langwelligen Abstrahlung in klaren Nächten auf, also das so genannte Abkühlen in der Nacht, durch die Temperaturen unter der Taupunkttemperatur der Umgebungsluft fallen. Meist fallen diese Bewuchse auf nordorientierten Flächen an, da die Betauung hier eine große Bedeutung zufällt und an denen Schlagregen eher selten vorkommt. Somit sind die Zeiträume der Oberflächenbetauung und der aufsummierte Grad der Unterkühlung entscheidend für die Einschätzung des Bewuchsrisikos.
Das wesentlichste Kriterium für die Gefahr mikrobiellen Wachstums auf Oberflächen ist die Verfügbarkeit von ausreichend Wasser. Dabei ist nach aktuellem Wissensstand nicht die Menge des Tauwassers entscheidend, sondern das auf der Oberfläche für Mikroorganismen verfügbare Wasser.
Die kritischen Jahreszeiten für das biologische Wachstum auf Oberflächen sind vor allem der Herbst und der Frühling, also die so genannte Übergangszeit, die auch in Verbindung mit dem Heizverhalten der Bewohner steht. Im Winter oder Sommer besteht kein optimales Klima für das Wachstum von Algen und Pilzen, weil es entweder zu kalt oder zu trocken ist.
Wenn nun eine massive Außenwand mit einer Außenwand mit Wärmedämmverbundsystemen, kurz WDVS, verglichen wird, ist zu bemerken, dass beim WDVS eine Wärmespeicherung nahezu komplett fehlt und die massive Wand noch einen großen Wärmespeicher besitzt. Somit sind höhere Oberflächentemperaturen in der Betauungsperiode bei massiven Wänden die Folge, und wiederum bei einem WDVS mit niedrigen Temperaturen zu Buche schlagen. Durch niedrige Oberflächentemperaturen steigt das Wachstumsrisiko.
Des Weiteren kann ein dünner Deckputz bei den gängigen WDVS-Systemen weniger Wasser aus der Betauung kurzfristig speichern; im Gegensatz dazu das Dickputzsystem wie auf massiven Außenwänden eingesetzt. Kann das Betauungswasser kurzfristig in tiefere Putzschichten zwischengelagert werden, und anschließend bei Besonnung wieder nach außen abgegeben werden, kann dies zur Unterbindung von Algenwachstum führen.
Aus bauphysikalischer Sicht gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Ansatzpunkte zur Reduktion der Betauung der Außenoberflächen eines WDVS. Mit einer Erhöhung der oberflächennahen Wärmespeichervermögens, z. B. durch Einsatz eines Dickputzes, kann die tägliche solare Erwärmung genutzt werden, um eine Temperaturabsenkung unter die Taupunkttemperatur möglichst zu vermeiden. Weiterhin kann durch Verwendung eines Anstriches mit höherem Absorptionsgrad die tägliche Erwärmung der Fassade angehoben werden.