Sommerlicher Wärmeschutz bei Neu- und Altbau
Bei diesem Beitrag geht es um das Problem, dass im Sommer die Räume überhitzen.
Sommerlicher Wärmeschutz bei Neu- und Altbau
Unter Wärmeschutz versteht man gemeinhin den Schutz des Gebäudes vor Wärmeverlusten im Winter.
Im Zusammenhang mit dem Umweltschutz und dem Energieverbrauch gibt es jedoch entsprechende gesetzliche Regelungen, welche den privaten Bauherren sozusagen automatisch eine entsprechende Bauausführung sichert. Darüber hinaus werben viele Anbieter damit, die strengen Auflagen mit sogenannten Niedrigenergiehäusern zu überbieten. Beim (winterlichen) Wärmeschutz besteht folglich für Bauherren kaum die Gefahr gravierender Fehler. Im Gegensatz dazu ist der sommerliche Wärmeschutz in den Hochglanzprospekten der Hausanbieter bisher kaum ein Thema, so der zertifizierte Gebäudeenergieberater Norbert Koch. Gesetzliche Regelungen gibt es nur zu Gebäuden mit einem Fensterflächenanteil von über 30 %, was im Einfamilienhausbau praktisch selten vorkommt. Beim sommerlichen Wärmeschutz geht es um bauliche Maßnahmen, welche ein übermäßig starkes Erhitzen der Räume im Sommer verhindern soll. Wie ernst das Thema ist wissen alle, die schon mal im Dachgeschoß eines Gebäudes gewohnt haben. Nach ein paar heißen Tagen ist dort an Schlaf nicht mehr zu denken. Im Eigenheim befinden sich bei üblicher Bauweise (1,5 geschossig) jedoch ca. 40 % der Wohnfläche im Dachgeschoß, darunter meist die Kinder- und
Schlafzimmer. Um der Hitze entgegen zu wirken werden dann verschiedene Maßnahmen, z. B. geöffnete Fenster, Einsatz von Ventilatoren oder sogar Klimageräten. Dies ist Grund genug sich mit dem Thema zu befassen und die Einflußfaktoren zu kennen. Die größten Wärmeeinträge (solare Energiegewinne) erfolgen durch die Einstrahlung der Sonne durch die Fenster. Die Größe der Fensterflächen, deren Ausrichtung (z.B. nach Norden oder Süden) und die Art der Verglasung sind also maßgeblich für die zunächst eingetragene Wärmemenge. Dies gilt außerdem für Sonnenschutzvorrichtungen vor, hinter oder in den Fenstern (z.B. Jalousie, Rollladen, Markisen etc.). Aber auch die Beschattung durch andere Bauteile (z.B. Dachüberstände, Balkone etc.) beeinflussen den Wärmeeintrag erheblich. Für den sommerlichen Wärmeschutz ist aber nicht nur die eingetragene Wärmemenge relevant, sondern auch, was anschließend mit der Wärme passiert. Hier spielt die Wärmespeicherkapazität der Baustoffe (Wände, Decken etc.) und das Lüftungsverhalten eine wesentliche Rolle. Die bisher genannten Einflußfaktoren (Fenster, Sonnenschutz/Beschattung, Wärmespeicher und Lüftung) können direkt von den Bauherren beeinflusst werden und sind daher maßgeblich. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch die regionale Lage des Gebäudes (Klimaregion) und interne Wärmequellen (Haushaltgeräte, Beleuchtung, Personen etc.) Einfluss auf die Raumtemperatur haben. Selbstverständlich kann auch der Einsatz einer Klimaanlage die Raumtemperatur im Sommer erträglich machen. Allerdings ist die (elektrische) Klimatisierung hier nicht Gegenstand unserer Eigenheimtipps, sondern eher die Vermeidung der Notwendigkeit des Einsatzes einer solchen. Wie schon gesagt, sind die Fenster das „Hauptübel“ für überhitzte Räume im Sommer. Dies gilt in unserer Region allerdings nur für solche, die nach Süden und Westen ausgerichtet sind. Auf einer direkten Nordseite dringt lediglich in den späten Abendstunden etwas Sonne ein, die Ostseite erhält nur morgens von einer noch verschlafenen Sonne (Wärme-) Energie. Wir können uns beim sommerlichen Wärmeschutz also auf die Süd- und Westseite des Gebäudes konzentrieren. Nun allerdings einfach zu sagen, dort möglichst wenige und kleine Fenster einzubauen, hieße „das Kind mit dem Bade auszuschütten“. Denn dem sprechen zwei Aspekte entgegen: Erstens sind die (im Sommer lästigen) solaren Energiegewinne im Winter eine hervorragende, weil kostenfreie Heizquelle. Große Fensterflächen auf der Südseite können bei schönem Winterwetter und geöffneten Innentüren Ihr ganzes Haus mit Wärme versorgen. Auf diese kostenfreie (und umweltfreundliche) Energielieferung sollte man nicht verzichten. Zweitens ist die Süd-West Ausrichtung auch der ideale Platz für die Terrasse am Haus, auf die man idealer Weise durch eine verglaste Terrassentür gelangt und auch vom Wohnraum über Fensterflächen einsehen möchte. Wer bei der Terrassenanordnung aufgrund des Zuschnittes des Grundstückes zwischen Süd und West frei wählen kann, ist mit der Westseite besser bedient. Tagsüber liegt die Terrasse dann ab Mittag schon in der Sonne, durch die Fenster kommen die Strahlen aber erst am Nachmittag in einem flachen Winkel. Gegen Abend wird die Sonne dann bereits wieder schwächer. Der Energieeintrag ist also deutlich kleiner, als auf der direkten Südseite. Hier sei noch erwähnt, dass in diesem Fall auch die Südseite Fenster haben sollte, die bei Sommerhitze jedoch durch einen Rollladen geschützt werden können. Da die Westseite offen bleibt, sitzen Sie dennoch nicht im Dunkeln. Wer seine Terrasse (und Hauptfensterfläche) in Süd oder Süd-West Richtung baut (oder bauen muss), kommt um zusätzliche Sonnenschutz nicht herum, wenn die Wohnqualität vertretbar sein soll. Entweder müssen die Fenster in geeigneter Weise beschattet werden oder es muss eine spezielle Verglasung zum Einsatz kommen. Die Hersteller bieten heute spezielle Sonnenschutzverglasungen an, die mittels einer Beschichtung die Sonnenstrahlen weitgehend reflektieren. Solche Scheiben sind Ihnen vielleicht bei PKW Frontscheiben bekannt. Es gibt auch Folien, mit denen nachträglich eine solche Beschichtung angebracht werden kann. Allerdings haben solche speziellen Verglasungen auch entsprechende Nachteile. So ist natürlich auch der Lichteinfall geringer als bei „normalen“ Fenstern. Auch müssen Sie auf die gewollten solaren Energiegewinne im Winter verzichten. Sollten Sie sich für Sonnenschutzverglasung entscheiden empfiehlt es sich, sämtliche Fenster der betreffenden Fassadenseite mit dieser Verglasung auszustatten. Die Beschichtung ist von außen sichtbar; unter unterschiedlichen Fenstern würde die Gebäudeansicht leiden.
Die einfachste und preiswerteste Ausführung ist der Rollladen. Insbesondere durch seinen günstigen Preis und dem Zusatznutzen des gleichzeitigen Blickschutzes sowie einer höheren Sicherheit gegen Einbruch, verdankt er seine große Verbreitung. Der wesentliche Nachteil besteht in der Tatsache, dass ein Rollladen nun einmal den Raum auch verdunkelt. Wenn Sie also bei schönstem Sommerwetter gern im Dunkeln sitzen und kein Problem damit haben, nicht in Ihren Garten sehen oder gehen zu können, dann ist der Rollladen als alleinige Sonnenschutzanlage vielleicht eine Lösung. Anderen Falls allerdings verbietet sich diese Variante komplett, besonders dann, wenn in Wohnräumen ausschließlich auf der Süd oder Süd-West-Seite Fenster sind. Auch sollten Sie an Ihre Zimmerpflanzen denken, welche schließlich auch Licht benötigen. Die bessere Variante sind hier Jalousien, deren Lamellen zwar die Einstrahlung der Sonne verhindern, jedoch Licht in den Raum hinein und Blicke hinaus in den Garten lassen. Der für Rollladen genannte Zusatznutzen (Blickschutz, Sicherheit) bleibt Ihnen dennoch erhalten. Allerdings auch der Nachteil der Hürde beim Hinausgehen. Als zusätzlicher Nachteil seien hier die höheren Kosten der Jalousie im Vergleich zum Rollladen genannt. Dies scheint jedoch eine lohnenswerte Investition in Lebensqualität. Zumindest erwähnt sei hier noch die Möglichkeit, eine Beschattung durch Rollo oder Jalousie auf der Innenseite der Fenster. Allerdings ist die Wirkung im Vergleich zur Außenbeschattung so gering, dass dies nur eine Option ist, wenn man die „richtige“ Beschattung beim Bauen vergessen hat, nicht jedoch beim Neubau.
Sollte Geld bei Ihnen eine untergeordnete Rolle spielen, gibt es noch eine sehr schöne Variante: Die Jalousie im Fenster. Dabei befinden sich die Lamellen zwischen den beiden Scheiben der Fenster. Den Nachteilen des hohen Preises und dem etwas geringerem Wirkungsgrades (im Vergleich zur Außenjalousie), stehen hier zwei wesentliche Vorteile gegenüber: Die Jalousie kommt praktisch mit der Umwelt nicht in Berührung; eine Reinigung ist also niemals erforderlich und Schaden durch Wind ausgeschlossen. Auch können Sie bei geschlossener Jalousie ungehindert die Terrasse betreten. Das Thema Einbruchschutz spielt hier allerdings definitiv keine Rolle mehr. Eine Alternative zu Rollladen und Jalousien ist eine Beschattungen der Fenster durch Markisen. Diese gibt es in zahlreichen Ausführungsvarianten bis zur kompletten Vollautomatik und können auch nachträglich montiert werden. Markisen haben den Vorteil, dass sie die Sicht durch die Fenster oder den Gang in den Garten in keiner Weise beeinträchtigen. Weit ausladende Konstruktionen Beschatten neben den Fenstern auch die Terrasse. Nachteil ist die Empfindlichkeit gegenüber Witterungseinflüssen, besonders Wind. Das Ausfahren der Markise in Abwesenheit (z.B. tagsüber während der Arbeit) ist deshalb riskant. Allerdings kann man bei entsprechender Investition (elektrischer Antrieb, elektronische Steuerung etc.) sicherstellen, dass die Markise nur bei entsprechender Sonneneinwirkung ausfährt und bei gefährlichem Wind wieder einfährt. Natürlich hat das auch seinen Preis. Berücksichtigen sollte man auch, dass Markisen natürlich die Ansicht der Fassade maßgeblich beeinflussen. Optisch wird das nicht jedem gleichermaßen zusagen. Eine sinnvolle Variante erscheint hier die Kombination aus Rollladen und Markisen zu sein. Bei Abwesenheit übernimmt der Rollladen die Beschattung Ihrer Fenster, wobei auch hier das Problem mit den Zimmerpflanzen bleibt. Allerdings können Sie nach der Arbeit und an den Wochenenden die Rollladen öffnen und die Beschattung den Markisen überlassen. Bei dieser Kombination empfiehlt es sich jedoch, den Betrieb von Rollladen und Markisen elektrisch vorzusehen, denn ein tägliches ziehen und kurbeln könnte schon nach kurzer Zeit als nervend empfunden werden. Wenn andere Bauteile der Gebäudehülle die Beschattung automatisch übernehmen, wäre dies natürlich die ideale Lösung. Bei der richtigen Planung kann es gelingen, dass im Sommer die Fenster beschattet werden und im Winter nicht. Durch die unterschiedliche Höhe der Sonne (im Sommer hoch, im Winter niedrig) fallen die Sonnenstrahlen in unterschiedlichen Winkeln auf die Fenster. Ein Dachüberstand, ein Erker oder Balkon über dem entsprechenden Fenster kann dies leisten.
Bei der Planung einer solchen Bauausführung sind jedoch ein paar Dinge zu beachten. Bei Bodentiefen Fenster (z.B. Balkon und Terrassentüren) muss der Überbau (z.B. Balkon) entsprechend tiefer sein. Handelt es sich hingegen um Fenster mit üblicher Brüstung, kann der Überbau kleiner ausfallen, weil die Sonnenstrahlen im unteren Bereich dann bereits auf Mauerwerk fallen. Ein zu großer Überbau im Verhältnis zu den Fensterflächen lassen den Raum auch zu dunkel werden. Das gilt auch für Überbauten, welche zu niedrig sind, der Abstand zwischen Fensteroberkante und Balkonunterkante also zu klein ist. Entscheidend für die richtige Anordnung (z.B. eines Balkons) sind also zwei Maße; der Winkel der gedachten Linie zwischen Fensterunterkante und der vorderen Unterkante des Balkons sowie der Abstand zwischen Balkonunterkante und Fensteroberkante (Lichtraum). Die optimalen Werte für Beschattungswinkel und Lichtraum lassen sich kaum rechnerisch ermitteln und wären selbst dann eher unsinnig, weil gerade in den Übergangszeiten (Frühjahr und Herbst) sehr unterschiedliche Bedingungen herrschen. In einem Jahr könnten die Werte sehr viel größer optimal sein, in einem anderen Jahr wäre es umgekehrt.
Auch Bäume können als geeignete Schattenspender für den sommerlichen Wärmeschutz genutzt werden. Hohe Bäume in einem geeigneten Abstand zum Gebäude und entsprechender Baumkrone sind ebenso optimal, wie die Bauteile der Gebäudehülle. Allerdings bringen sie in der Praxis so viele Nachteile mit, das sich solche Maßnahme nur schwer oder gar nicht umsetzen lassen. Wer neu baut, tut dies meist auf freiem Gelände – kein Baum, kein Strauch. Bis ein Baum die für eine wirksame Beschattung erforderliche Größe hat, vergehen viele Jahre. Es kommen eigentlich auch nur Laubbäume in Frage, dass immergrüne Gewächse (wie Nadelbäume) die Räume im Winter zu dunkel werden ließen. Das im Herbst abgeworfene Laub lässt dann zwar das Licht durch, verursacht aber viel Arbeit im Garten. Nicht zuletzt muss ein solcher Schattenspender dann auch regelmäßig verschnitten werden, was bei großen Bäumen nicht immer ganz einfach ist. Im Fazit ist die Beschattung mit Bäumen zwar die schönste und natürlichste Lösung, praktisch jedoch schwer zu realisieren. Wenn Ihre Baustelle jedoch geeignete Gehölze bereits aufweist, ist dies sicher eine Überlegung wert. Versäumen Sie in diesem Fall nicht, alle beteiligten am Bau höchst persönlich und sehr eindringlich darauf hinzuweisen, welche Gehölze Ihnen besonders am Herz liegen. Bauleute sind äußerst unsensibel, wenn etwas im Weg ist.