Offenbach, 05.02.2019 Energieberater für schnelleren Kohleausstieg
DEN: „Klima- und Energiediskussion in Deutschland nicht auf Kohle reduzieren!“
Das Deutsche Energieberater-Netzwerk DEN e.V. begrüßt im Grundsatz die Empfehlungen der sogenannten Kohlekommission in Deutschland, tritt aber für einen schnelleren Ausstieg aus der Kohleverstromung ein. „Nach langem Ringen haben sich die Beteiligten auf einen Kompromiss geeinigt, der sich an den Klimazielen 2030 und 2050 orientiert. Angesichts der drohenden immensen volkswirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel ist dies ein erster Schritt in die richtige Richtung, der aber allein nicht ausreicht. Ihm müssen jetzt zügig weitere folgen“, sagt der Vorsitzende des Netzwerkes, Dipl.-Ing. Hinderk Hillebrands. Das Gremium, welchem Vertreter aus Klimaschutzorganisationen, Gewerkschaften, Wirtschaft und Wissenschaft angehören, empfiehlt unter anderem, das letzte Kohlekraftwerk in Deutschland im Jahre 2038 vom Netz zu nehmen.
„Mit Blick auf den prognostizierten Klimawandel ist es viel zu spät, erst 2038 – das sind noch fast zwei Jahrzehnte – das letzte Kohlekraftwerk abzuschalten. Das müsste deutlich schneller geschehen“, kritisiert Hillebrands. „Andererseits könnten die Vorschläge der Kommission, die einen geregelten und für die betroffenen Länder und Arbeitnehmer akzeptablen Kohleausstieg beinhalten, neuen Schwung in die festgefahrene Klimadebatte bringen.“
Die Empfehlungen belebten die Diskussion um die Energiewende in Deutschland und in seinen Nachbarländern neu, meint Hillebrands. Deshalb dürfe man den Kohleausstieg nicht als Ziel der Debatte verstehen. Er stehe vielmehr am Beginn der Entwicklung von energie- und klimapolitischen Gesamtkonzepten, die an den Landesgrenzen nicht Halt machen dürfen, denn die mit dem Ende der Kohleverstromung fehlenden Energiemengen müssten ja irgendwoher kommen.
Hillebrands: „Wir müssen recht schnell Antworten finden auf die Frage nach der künftigen Stromversorgung. Können die Erneuerbaren – in erster Linie Wind und Sonnenenergie – die Lücke füllen, die mit dem Wegfall des Kohlestroms entsteht? Können sie das, in dem aus einem unregelmäßig anfallenden Angebot eine gleichmäßige Versorgung gewährleistet wird durch große Speicher? Wie kann man eine dezentrale Stromproduktion sicherstellen? Oder wird Deutschland schließlich Teile seines benötigten Stroms aus dem Ausland importieren, vielleicht sogar Atomstrom oder Kohlestrom?“
Der DEN-Vorsitzende begrüßt den Vorschlag der Kommission, die durch die Abschaltung der Kohlekraftwerke frei werdenden Emissionsrechte aus dem Handel zu nehmen, damit nicht indirekt schmutzige Energiequellen im Ausland gefördert werden. Aus klimapolitischer Sicht sollte man dem Ingenieur zufolge den neuen Schwung nutzen und jetzt auch auf die Emissionen schauen, die durch den Verkehr und die Wärmeproduktion entstehen: „Wenn es uns wirklich ernst ist mit den Klimazielen, können wir in diesen beiden Bereichen recht schnell Fortschritte erzielen. Insbesondere bei der Modernisierung von Heizungen und bei der Dämmung von Gebäuden lassen sich ohne weiteres gute Resultate erzielen und Emissionen vermeiden.“ Der Ausstieg aus der Kohleverstromung reiche allein nicht aus.
Hillebrands: „Mit den Empfehlungen der Kohlekommission bewegt sich endlich etwas in Deutschland. Aber das reicht bei weitem noch nicht aus, um den Klimawandel zu verlangsamen. Dazu gibt es jedoch seit langem gute und sinnvolle Vorschläge aus Wissenschaft und Technik. Jetzt ist es an der Politik, diese auch konkret umzusetzen und schnell und umfassend zu handeln.“
Informationen zum Bild:
Dipl.-Ing. (FH) Hinderk Hillebrands, Vorstand DEN e.V.
Fotografin: Kerstin Jana Kater, Berlin
Quelle: DEN – 1. PM 2019 – Energieberater für schnelleren Kohleausstieg
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